|
|
Regie: Christiane Ohaus |
|
Hubert Schlemmer, Cornelia Heyse, Konstantin
Graudus, |
Eine Dichtermonographie könnte wie folgt
beginnen: „Igor N. Platonow alias Nikolaj Nikolajewitsch kannte die
Schlüsse wie ein Pinscher, der weiß, wohin er seine Haufen zu setzen
hat. Nikolay Nikolajewitsch hatte Probleme mit dem Anfang. Er wußte
nicht, was mit dem Leben anfangen, nicht, wie mit den Frauen was
anfangen, nicht, wie eine Geschichte anfangen. Er war nicht in das Leben
hineingeglitten wie ein Stück Butter in eine heiße Pfanne.“ Der Held dieser Monographie wäre (wie der Dichter
Daniil Charms) in St. Petersburg geboren und während der Leningrader
Blockade in einem Gefängnis gestorben. Sein Leben wäre ein Kette
phantasievoller Versuche, seiner Herkunft und seinem prophetisch
erahnten Ende zu entrinnen: - wie eine Flucht vor einer prädestinierten
Biographie. Kein Wunder, wenn auch seine Prosa nie die 30
Zeilen überschritte. So säße der verhinderte Dichter in der
Leningrader Straßenbahn und träumte davon, der Schöpfer eines großen
Romans zu sein, der es ihm ermöglichte, wie alle großen Dichter fortan
nur noch in Fernzügen zu reisen. Dabei ließe er sich die reizendste
Straßenbahnschaffnerin von ganz Leningrad durch die Lappen gehen und
legte statt dessen sein Schicksal in die Hände eines dämlichen
Fernzugschaffners. Doch am Ende wäre der große Roman fertig. Er hieße
„Die Fernzüge“.
|