Freitag,
6.5.2005 20:00 Uhr Werner Otto-Saal im Konzerthaus Berlin Fortgehen, Stille
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Die Produktion „Fortgehen, Stille" versteht sich
als der Versuch der Herstellung eines hörbaren Kontextes im surrealen
Raum: Fortgehen als Kontinuum des Tuns oder der Bewegung; auch der des
Fortgehens selbst; als Weitergehen, etwa nach dem Eintritt des
Verstummens, also als Austritt aus der Stille; als Fortschritt, etwa als
wirkliche oder vermeintliche Annäherung an ein Ziel, als ein
Fortschreiten innerhalb oder als ein Heraustreten („Sezession")
aus einer „Moderne"; sodann und nicht zuletzt als Abschied,
Trennung, auch Tod; und schließlich als Akt eines Transzendierens –
womit natürlich auch nicht im geringsten alle sprachlichen Deutungen
ausgeschöpft wären.
Das Fortgehen aus Überdruß und in Verzweiflung erhält daneben im modernen Umfeld – nicht zuletzt im Bereich von Dichtung, Poesie und Kunst – seinen besonderen Bezug als ultimatives Mittel, dem Überdruß und der Verzweiflung ein Ende zu setzen. Dass die Koordinaten eines solchen gedachten Beziehungsnetzes den Wegen der Moderne weitgehend parallel laufen werden, überrascht niemanden. Die Dichte und Sinnfälligkeit aber – und das ist einer der Reize eines solchen Versuchs – gleicht eher dem Weg aus einem Labyrinth als in ein solches hinein: einem Fortgehen eher als einem Verlorensein. Nur wenige „Versatzstücke", Texte und Musikwerke (von traditionellen wie von zeitgenössischen Autoren), Dokumente, Chronisten-Zeugnisse, akustische Spuren gehen in die „Montage" ein. Zusammengeführt werden allerdings Schnittlinien historischer Momente, oft scheinbar außerhalb jedes logischen Kalküls. Und dennoch sind Schnittpunkte jeweils so gesetzt, dass das Ganze, hoffentlich, sich im Fortgehen als Gang enthüllt, dem zu folgen sich lohnt. Für die surreale Erzähldramaturgie war Rilkes epochales Malte-Fragment Anstoß. Das artifizielle begleitende Geräusch-Kontinuum soll auch Handleite sein auf dem Weg dieses ständigen Fortgehens längs einer Spur der Moderne, die ja oft gerade da fortzugehen verspricht, wo sie schon fortgegangen ist: wo Kunst keine Wegspur mehr hinterläßt außer der zu sich selbst. Nicole Schnee schreibt zu ihrem Stummfilm in Schwarz-Weiß „Still", der, wie die Hölderlin-Sprechpartitur DE Sattlers, eigens für dieses Projekt entstand: „Bild-Assoziationen zur verstummenden Sprachgestik von Hölderlin, Rilke und Guest; Bild-Folgen zu musikalischen Spurenelementen von Nono, Feldman und Schubert. Versuch eine Lücke zwischen Gegenwart und Zukunft zu finden. Die Luft steht still, stummen Vögeln anvertraut, angefüllt mit einem schon verflogenen Ton. Ein Satz aus Musik, alles Erinnern verwirklicht: Noch einen Schritt, Witterung einer sinnenhellen Stille." |
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