04.11.04.-06.11.04
Musik auf dem 49.
ZKM, Karlsruhe
Jetzt wohin
Eine Reise nach Concord
Cooper Thoreau Ives Cowell Cage
3 Abende mit Prolog und Epilog
Zur Erinnerung an Charles Ives im 50. Todesjahr
Christian Brückner Christoph Grund Pellegrini-Quartett
Ensemble 13
Manfred Reichert Gesamtleitung
Der Geist von Concord: unbequem, wahrhaftig
Seit einer Reihe von Jahren haben die Veranstaltungsreihen
„Musik auf dem 49.“ und „Wintermusik“ immer wieder
und mit zunehmender Aktualität Beiträge geleistet zur
Diskussion des quasi-hegemonialen Anspruchs der Westlichen
Welt und insbesondere Amerikas zur Etablierung und
Ausbreitung einer politisch-zivilisatorischen Weltkultur.
Die diesjährige Produktion richtet den Fokus auf eine der
Planzstätten spezifisch amerikanischer künstlerischer
Radikaldemokratie, und dies gewissermaßen mit
angehaltenem Atem.
Utopischer lässt sich Utopie kaum denken, und hat sich
doch verwirklicht im geschichtsträchtigen
Dichter-Eldorado Neu-Englands: in der Kleinstadt Concord,
Massachusetts. Von hier aus ging – und geht immer noch
– „die Mahnung an jeden denkenden Menschen, zu wählen
zwischen Bequemlichkeit und Wahrhaftigkeit“, um es mit
den Worten des Komponisten Charles Ives zu sagen, dessen
Namen die Musikwelt auch im 50. Todesjahr immer noch nur zögernd
unter den ganz großen der Geschichte Neuer Musik nennt.
Zum Geist von Concord: dazu zählt seit James Fenimore
Cooper auch das selbstkritische Beantworten der Frage, ob,
was aufgenötigt wird, rechtens noch „Gabe der
Zivilisation“ genannt werden kann. Und der Geist
Concords: das ist auch der Rückzug in die Idylle einer (längst
gefährdeten) Natur und das zornige Beharren auf einer
„Bürgerpflicht zum öffentlichen Ungehorsam“ des
Dichter-Philosophen Henry David Thoreau. Seine rund um den
oft winterlich vereisten Walden-See entstandenen
Aufzeichnungen haben ihren wichtigen Platz in der hier
angezeigten Karlsruher Neuproduktion. Und nicht weniger
zentral standen sie im Leben und Werk so bedeutender
Musikpioniere wie Henry Cowell oder John Cage – ganz zu
schweigen von Thoreaus Einfluß auf das Leben und Denken
eines Leo Tolstoi, Mahatma Gandhi oder Martin Luther King.
Über vielen, allzu vielen, europäisch-transatlantischen
Künstler-Begegnungen von durchaus historischem Rang liegt
die Aura eines Einanderverfehlens wo nicht einer fast
tragischen Vergeblichkeit. An einige von ihnen soll
ebenfalls im Rahmen der drei zusammenhängenden Abende
erinnert werden.
Stilmittel der Produktion sind – in Fortführung des in
den letzten Jahren mit dem „Ensemble 13“ Entwickelten
– Verfahren der multimedialen Kollagen aus Musik- und
Sprachtexten: Mehrdimensionalität als Sichtweise zur
vorsichtigen Annäherung, vielleicht Entdeckung, von
Wirklichkeit.
Der Titel „Jetzt wohin?“ ist der eines Gedichts von
Heinrich Heine. Der todkranke Dichter spricht darin – in
der Zeit der Erstveröffentlichung von Henry David
Thoreaus immensem Tagebuchwerk – aus, dass ihn das
Ungeheuer Amerika „ängstet“. Nur scheinbar ratlos, hält
auch er an einer Hegemonie immaterieller Werte und an
einer – nämlich seiner – Weise öffentlichen
Widerstehens fest.
1. Abend
Donnerstag, 4.11.2004, 20 Uhr
Prolog
Eine Collage mit Sprecher, Moderator, Instrumenten und
Lautsprecher
Texte von James Fenimore Cooper, Henry David Thoreau und
Charles Ives
Musik von Franz Schubert, Henry Cowell, Charles Ives und
John Cage
Recital
Charles Ives Klaviersonate Nr. 2 „Concord, Mass.,
1840-1860”
Christian Brückner, Sprecher
Manfred Reichert, Moderation
Christoph Grund, Klavier
Pellegrini-Quartett
Mitglieder des Ensemble 13
Daniel Weissberg, Klangdesign
Dieter Krauthausen, Klangregie
Konzept Manfred Reichert und Friedrich Hommel
2. Abend
Freitag, 5.11.2004, 20 Uhr
Begegnungen, transatlantisch
John Cage „Seven“
“Four”
„Freeman Etudes“, Book 1
Antonio Pellegrini, Violine
Pellegrini-Quartett
Ensemble 13
Manfred Reichert, Moderation
3. Abend
Samstag, 6.11.2004, 20 Uhr
Recital
Henry Cowell “United Quartet”
Charles Ives Streichquartett Nr. 2
Der Prolog als Epilog (Collage. Wiederholung vom 1. Abend)
Texte von James Fenimore Cooper, Henry David Thoreau und
Charles Ives
Musik von Franz Schubert, Henry Cowell, Charles Ives und
John Cage
Christian Brückner, Sprecher
Manfred Reichert, Moderation
Christoph Grund, Klavier
Pellegrini-Quartett
Mitglieder des Ensemble 13
Daniel Weissberg, Klangdesign
Dieter Krauthausen, Klangregie
Konzept Manfred Reichert und Friedrich Hommel
Gesamtkonzeption und Produktion für „Musik auf dem
49.“ 2004 Manfred Reichert
€ 20 pro Abend, € 50 für alle 3 Abende. Ermäßigungen
Vorverkauf ab 20. Oktober, Infotheke ZKM
Informationen Telefon 0721 / 8100-1200
Gefördert durch Kulturreferat der Stadt Karlsruhe,
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg,
Kulturstiftung des Bundes
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