Badische Zeitung vom Dienstag, 25. Januar 2005 


Bewegung im Teich

 

Kontraste im Salmen: 
drei Klassiker und drei Zeitgenossen
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  Waren sowohl als Solisten und als Ensemble erfolgreich: Washington Barella, Johannes Lüthy und Christoph Grund  

OFFENBURG. Welch ein Klagen! August Klughart heißt der Mann, sein Künstlerleben verbrachte er ausgangs des 19. Jahrhunderts als Theaterkapellmeister an Orten wie Posen oder Neustrelitz. Und doch. Er schenkte uns die "Schilflieder" - nach Gedichten von Nikolaus Lenau - für Oboe, Viola und Klavier, fünf wundervolle, kleine Werke der innigen Naturbetrachtung.

Es scheint, als sei im gedunkelten Ton der Viola die Bewegung im Grund eines Teiches nachgebildet, in der Oboe jene des Windes im Röhricht und in den Arpeggien des Pianos das Gekräusel der Wellen. So fließt es hin und her, auch ein kleinen Stürmchen, erleben wir doch meist ist diese Musik elegisches vor sich Hinsinnen, ein melancholisches Idyll.

Oboe, Viola und Klavier - die ungewöhnliche Kombination zog am Sonntagabend im Rahmen der "Kontraste"-Reihe endlich einmal ein größeres Publikum in den Offenburger Salmensaal. Als hätte man geahnt, dass es ein höchst dankbarer Kammermusikabend wird.

Denn auch die Rhapsodien - zwei an der Zahl - der Elsässers Charles Martin Loeffler (1861 bis 1935) waren ihre Entdeckung wert. Loeffler lebte in den USA und hatte dort großen Erfolg, dennoch ist er ein ganz und gar französischer Komponist, stark dem Impressionismus verpflichtet, aber keineswegs eine Debussy-Kopie. Die Rhapsodien sind kompakt, mit trunkenen Passagen voll schwelgerischen Klangs, viel volkstümlicher Melodie, die oft wie gewaltsam zerrissen wird, ein Walzerthema ist eingekeilt in stampfende Stakkati des Pianos. Und stets grübelt die Viola, klagt die Oboe.

Ganz im Gegensatz zum letzten Werk des Abends, dem "Kegelstatt"-Trio Es-Dur (KV 498) aus dem Jahr 1786 von Mozart, ein Werk voller gelöster Heiterkeit. Immer wieder wechselt die Führung der Stimmen, ein Thema, eine Phrase entsteht, wird aufgegriffen, variiert, springt weiter, keck und vergnüglich. Es war das einzige Werk des Abends, das nicht für die auf der Bühne sich befindende Besetzung gedacht war. So hat der fantastische Oboist Washington Barella - Christoph Grund, Klavier, und Johannes Lüthy, Viola, bildeten die weiteren Drittel des ausgezeichnet harmonierenden Trios - die ursprünglich vorgesehene Klarinette einfach durch sein Instrument ersetzt.

Den drei "klassischen" Tonschöpfern waren drei Werke für je ein Soloinstrument von Zeitgenossen entgegengestellt: "Piri" - zu deutsch Oboe - des Koreaners Isang Yun, lang gezogene, angstvolle Töne, da und dort verbunden durch einen Lauf, am Ende produziert das Atemwunder Barella nur noch Obertöne. Die Angst wird somit "sphärisch", sie ist überall - und vor allem in der Seele.

Sehr "bluesy" die Pianoballade des Rihm-Schülers und Jazzfans Andreas Raseghi, sehr "moody", ausschwingende Töne, viele Blue-Notes, zwischen Eric Saties "Gymnopèdes" und Thelonious Monks "Around Midnight". Irritierend: "Paronomases" für Viola solo von Andreas Fervers. Ein fragiles Gespinst aus kurzen Melodiestückchen, zart und durchscheinend schön.

Viel Beifall für den anwesenden Komponisten - und großer Applaus für den gesamten Abend.